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14/12  Netz
Umschlag aus Absperrzaun
76 Seiten

Layout: Jens Mennicke
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Auszug aus dem Editorial

Wie die Erfindung der Photographie auf den neuen, realitätshungrigen Blick des Bürgers im 19. Jahrhundert folgte, also sein Werkzeug war, könnte man auch das „Web“ als eine Applikation betrachten, die auf einen suchenden, enthierarchisierten Lebensstil antwortet, der die sozialen Bezüge neu austariert. So gesehen wären das Internet und die social networks Reflexe, mit deren Betrachtung die Gegenwart allerdings lediglich an der Oberfläche ausgeleuchtet wird.
Deshalb gilt es, ein anderes Netz auszuwerfen, eines, das versucht, die Applikationen als Metaphern für eine bestimmte Art der Aneignung von Wirklichkeit auszuloten und zu begreifen.
So ziehen Schwärme durchs Heft: Entschleiern unser Zusammenleben per se und ganz unabhängig von digitalen Moden als Netzwerk. Wir tragen Netze nicht nur zum Einkauf, sondern auch im Kopf mit uns herum! Gespinste aus Erwartungen und Wünschen.
Und wer durch die Matrix der alltäglichen Wahrnehmung schaut, kann sogar ganz subversiv behaupten, dass wir alle ach so autonomen Individuen nur als locker geknüpfte Netze existieren: More than one, less than many. Andere, die ins „Zwischennetz“ gehen, beobachten mit ihren Texten sich selbst im Datenstrom: Stehen wir in der realen Welt zwischen den Maschen und suchen deshalb die virtuelle Gemeinschaft? Folgen die sozialen Netzwerke nur der Sehnsucht nach Verbundenheit, oder sind sie vielmehr zeitgemäßer Ausdruck eines zutiefst demokratischen Gesellschaftsbildes?
Augenmenschen sehen Netze allerorten. Oder spielen mit der reinen Struktur: Linien, Striche und Schraffuren werden zu Wirklichkeit verwoben – bis zum Spinnennetz als einer trivialen Chiffre für das Stillstehende, Zeitentrückte, Dunkle.
Auch Wissenschaftler zeichnen Netze, mit denen sie die Welt einfangen, berechnen, erobern: die Quadratur der Kugel. Und sie führen uns dorthin, wo es ohne Wohlstandsweltschmerz einsam wird: tote Meere, ganz entfischt.

The media is (not always) the message!
 

Inhaltsverzeichnis

Tex Rubinowitz
Ohne Titel
Cartoon

Heiko Schmidt
Zwischen zwei Fäden
Ohne Loch kein Netz, oder: Zen ist angesagt
Literarischer Essay

Jörg Niewöhner
Die menschliche Natur als Netz
Ein Plädoyer für eine neue Kultur der Achtsamkeit
Essay

Ivette Vivien  Kunkel
schotstek
Lyrik

Silvia Liebig
poor_pattern
Grafik

Karin Bürgener / Miriam Göhn
Das Netz im Kopf
Gestaltete Seite

Jörg Kleemann
durch maschen
Lyrik

Andreas Drewer
Zu fassen kriegen und halten
Lyrischer Essay

Andreas Weber
Überfischung
Essay

Nora Gomringer
Net(t) works
Prosa

Klara Beten
nachrichten aus dem ubahnnetz
Lyrische Prosa

Marc Hieronimus
Netz
Lexikalische Prosa

Ute Ostermann
Ohne Titel
Zeichnung

Nora Schattauer
Ohne Titel
Aus der Serie "Netze"
Blindzeichnung durch Kohlepapier

Bettina van Haaren
Ohne Titel
Zeichnungen

Matthias Beckmann
Gerüstnetz (Ausschnitt)
Zeichnung

Kurt Lackner
Benji + Valencia
Aus der Serie "Tattoos"
Fotoserie

Lisa Droste
makula
Lyrik

Michael Cuntz
Zeichen, Geschmack und Gebrauch: Affektive Geflechte
Essay

Philip Stratmann
Public Investigation
Prosa

Marco Wehr
Das Gespinst
Prosa

Stephan Rürup
Ohne Titel
Zeichnungen zu "Das Gespinst" v. M. Wehr

Martin Frank
Topologisch-geometrische Netze
Mathematische Untersuchung

Nadja Schöllhammer
Zyklop
Gestaltete Seite

Sebastian Moelleken
Haus / Diskus / Klettergarten
Fotoserie

Sebastian Borchers*
Klänge haben Farben
Zu den polnisch-deutschen Wechselbeziehungen in der Neuen Musik
Essay

Irene & Christine Hohenbüchler
... Raum geben, Raum nehmen ...
Begriffsnetz und Zeichnung